Und der Geist der Theologie
"ich denke, dass es die Hauptaufgabe meines Lebens ist Gott zum Ausdruck
zu bringen in jedem meiner Gedanken und in jedem meiner Gefühle"
(Contra Gentiles, L 1, c. 3)
Dieser besonders schöne
Satz, fasst mit einem seltenen Lichtblitz persönlichen Ausdrucks die Existenz
und die Mission des heiligen Thomas von Aquin zusammen. All seine unermeßlichen
Anstrengungen Werke zu schreiben die
gut 2 CD ausfüllen oder anders gesagt 500 Millionen Worte beinhalten seine
intensivste und fast unmenschliche Lehraktivität, Predigen, Gedankenspiele und
Schriften haben nur einen fundamentalen Beweggrund: Gott zum Ausdruck zu bringen.
Wenn Plato und
Aristoteles die antike Philosophie charakterisieren und wenn in
der modernen und derzeitigen Philosophie Descartes und Hegel weitere
Meilensteine des philosophischen Gedanken sind, der Ehrenplatz für das
Mittelalter gehört zweifellos ihm. Dieser Mann war in seiner kurzen Existenz
(ca. 1225 – 7. März 1274) fähig philosophische und theologische Werke einer
solchen Tragweite zu schreiben um damit eine epochale Wendung zu erreichen,
sei es für die Theologie wie für die Philosophie.
Als vierter Sohn des
Landolf, des Grafen von Aquin in Roccasecca bei Aquino
geboren, auf einer Burg die sich im äussersten Norden des Königsreichs
Sizilien befindet, in enger Berührung mit den pontifikalen Territorien. Es war
ihm vorbestimmt Abt der nahen Abtei von Montecassino zu werden; statt dessen zog
er es vor mit einem überraschenden Entschluß in den neuen Bettelorden der
Dominikaner einzutreten. Er fiel schnellstens wegen seiner scharfen spekulativen
Begabung auf, er studierte in Paris unter der Leitung des
heiligen Albert des Grossen um dann Titular der dominikanischen Kathedra für
Theologie zu werden.
Der Geist des
intellektuellen Menschen des Mittelalters, der sich zwischen
Vernunft und Glauben bewegt, findet in ihm die perfekte Synthese. Und
tatsächlich ist seine Theologie ein ausgewogenes System das sich zwischen
Aristotelismus, Neoplatonismus, der Lektüre der sacra pagina und der
Kenntnis
der Väter, der griechischen und lateinischen bewegt, er breitet seinen
Gedanken nicht in Abhandlungen aus die einen Anfang, eine Ausführung und eine
Schlußfolgerung haben wie unsere Gewohnheit ist, sondern er gebraucht mit
vollen Händen die scholastische Methode. Es sind somit Werke die in
quaestiones ed articulos unterteilt sind. Mächtige Werke, wie
die Catena
Aurea,, der Kommentar der Evangelien oder die Summa Contra Gentiles
und Summa Theologiae, oder das etwas kleinere bekannte Werk De ente
et essentia, in der er die Basis der Metaphysik des Seins stellt, welches seinen
originellsten
Beitrag zum philosophischen Gedanken darstellt und der eine enorme Anzahl von
Epigonen zählen wird bis zu unseren Tagen (Gilson und Maritain aber auch für
bestimmte Aspekte Heidegger).
Der heilige Thomas
nimmt auch an der Debatte der Fragen seiner Zeit teil: die
Rolle der Bettelorden, oder die der spekulativen Philosophie (aristotelisch)
in Bezug auf die Theologie (die die sacra doctrina genannt wurde). Er
beteiligt sich auch an der Entstehung des Stundengebets für die Feier des
Corpus Domini, gestiftet vom Papst Urban nach dem Wunder von Bolsena, das
heute noch gefeiert wird. Ein Mann gänzlich in seine Zeit eingefügt, jedoch,
mit einem einzigen Wunsch in seinem Herzen: Gott zum Ausdruck zu bringen. Mit
ihm macht die Theologie einen Qualitätssprung und stellt sich als Wissenschaft
dar, da sie seine Anfänge in der Wissenschaft von Gott und der der
Glückseeligen findet wie es aus der ersten berühmten Frage der Summa
Theologiae hervorgeht. Er hat keine Angst die Fragen und Themen des
christlichen Glaubens anzugehen, auch die für den Verstand schwierigsten, die
auf dem Prinzip basierend, dass „der Glaube vernichtet nicht die Natur,
sondern bringt sie zur Perfektion“. Deshalb (und zu seiner Zeit war es ein
Skandal) stellt er auch das Problem die Existenz Gottes zu beweisen als
auf fünf Arten lösbar dar (die fünf Wege). Aber seine Originalität besteht
auch in seiner Beziehung zu Gott, eine Beziehung der Freundschaft und
Vereinigung, da es die Eigenart von Freunden ist die Vereinigung zu suchen.
Somit ist die menschliche Kenntnis von Gott in drei Aspekte teilbar:
1) Wahrnehmbare
Kenntnis (apofatische) – Gott kann man nicht mit den Sinnen
kennen, da kennen bedeutet das gekannte Objekt zu besitzen und eine Kreatur
kann nicht besitzen und Denjenigen direkt kennen, der das bestehende Sein
selbst ist. Von den Sinnen ausgehend können wir besser sagen das was Gott
nicht ist. (apofatische oder negative Theologie)
2) Kenntnis der
Vernunft (philosophische) – Ausgehend von der Betrachtung der
Natur und darüber nachdenkend sind die Philosophen des Altertums, wie
Platon
und Aristoteles, dazu gekommen zu verstehen, dass es ein höchstes Wesen gibt,
das die Idee und Ursache aller Dinge ist, da man nicht unendlich in der
Hierarchie der Ideen oder der Ursachen steigen kann. So haben sie Gott, das
Wesen genannt, das am Anfang aller Dinge ist, die nicht sich selbst erschaffen
haben können. Dieses höchste Wesen ist eins, ist Güte, ist Leben, ist ewige
Substanz und perfekte Idee des Seins. Inmitten der Vielgötterei, waren sie
Monotheisten. Das bedeutet für den heiligen Thomas das die Vernunft auch aus
eigener Kraft Gott erkennen kann, wenn auch auf unvollständige und verworrene
Weise: ein Kennen das noch äußerlich ist.
3) Spirituelle
Kenntnis (theologische) – Aber, wenn Gott dem Menschen das
offenbart, was er wirklich ist, indem er mit ihm eine Beziehung der Vereinigung
und Freundschaft eingeht dann hat man eine viel vollständigere und wahrere
Kenntnis, da Gott selbst über Sich spricht. Es handelt sich um ein innerliches
Kennen, ein spirituelles das per Analogie auch in der zwischenmenschlichen
Kennenlernen geschieht. Tatsächlich, wie können wir eine Person kennen, wenn
sie sich uns nicht frei offenbart? Noch mehr gilt dies für die Kenntnis Gottes.
Nun hat sich Gott in Christus offenbart. Diese seine Offenbarung ist freiwillig,
wahrhaftig, gänzlich, somit als Vater und Jesus als Sohn in der Vereinigung mit
dem Heiligen Geist offenbart. Diese Tatsache können wir weder mit den Sinnen
noch mit der Vernunft erkennen, sondern nur mit dem Geist und in dem Geist.
Richtigerweise teilt der heilige Thomas also die Summa contra Gentiles
in zwei Teile: De Deo Uno (drei Bücher) wo man nachdenkt über das was
man über Gott mit der Vernunft erkennen kann: seine Existenz, seine Güte,
seine Einmaligkeit, Anfang und Ende aller Dinge zu sein. In dem letzten
Buch De Deo Trino geht der heilige Thomas dazu über, über die
Mysterien des Glaubens nachzudenken, die nur über die Offenbarung erkannt
werden können: die Dreieinigkeit, die Inkarnation, die Auferstehung, der Jüngste
Tag. Diese Mysterien sind aber convenientes , das heisst vereinbar mit
der Vernunft.
Der Geist der
Theologie ist also gezeichnet von der mystischen Vereinigung mit
Gott in der der Theologe sich in die Transzendenz des eigenen Objektes
verändern muss: das Objekt (Subjectum) der Theologie ist Gott, der sich
ihm
selbst, auch in der Vernunft offenbart, im grossen Plan des Heils, von Ihm
erdacht bis in die Ewigkeit. Dieser Plan hat eine eigene vernünftige Harmonie,
erahnt von dem großen neoplatonischen Philosophen Plotinus und dieser
entfaltet sich in der Bewegung der Emanation und Rückkehr. Hier kehrt
der
gänzlich mittelalterliche Einfluss des Pseudo Dionysius, des heiligen Maximus
des Beichtvaters und des Johannes Scotus Eriugena zurück, und wird vom
heiligen Thomas angewandt in dem Plan der Summa Theologiae. Diese ist in
drei
Teilen geteilt: die Schöpfung aller Dinge und des Menschen, die Rückkehr zu
Gott mittels persönlicher Wahl (moralischer Teil) und Christus. Weg der
Rückehr zum Vater.
Diese Lehre hallte,
sehr deutlich in ihren Inhalten, in den Aulen der Sorbonne
nach auf eine neue und überraschende Art, da sie auf originelle Weise die
verschiedensten Quellen zusammenfasste und überarbeitete, die gleichzeitig die
wichtigsten des theologischen Wissens jener Zeit waren. Wilhelm von Tocco, der
Diener, Beichtvater, Begleiter, Freund und erster Biograph des Thomas war,
unterstreicht es mit Begeisterung:
“In
seinen Lektionen, führte er neue Artikel ein, löste die Fragen auf neue
und deutlichere Art mit neuen
Argumenten. Als Konsequenz, konnten die, die ihm
zuhörten und die er seine neuen
Thesen lehrte welche er mit neuen Methoden
abhandelte, nicht daran zweifeln, dass
Gott ihn erleuchtet hatte und zwar mit
einer neuen Licht: Kann man tatsächlich
jemals neue Meinungen lehren oder
schreiben, wenn man nicht von Gott eine neue Inspiration erhalten hat?”
Die
fundamentale Neuheit ist diese: die Bewegung der Emanation – Rückkehr
ist
nicht nur denkbar mit der Vernunft (philosophische Ebene), aber auch auf
spirituelle Weise (theologische Ebene), da der Emanation die ewige
Zeugung des
Wortes entspricht, während die Rückkehr die Prozession des Heiligen Geistes
entspricht. So erreicht die Philosophie Selbständigkeit von der Theologie, im
Gegensatz zu den augustinischen Theologen, weil sie auf die Vernunft Gottes
Plans und seines Lebens basiert: Offenbarung ad intra und Offenbarung ad extra
sind in Einklang und Gleichgewicht mit dem was der Mensch von Gott zu erkennen
erreicht. In einer Epoche, die sehr häufig für fideistisch gehalten wird,
befreit also der heilige Thomas die philosophische Suche aus der Verwechselung
mit der theologischen, da das was vernünftig ist, mit dem in Einklang
steht,
was offenbart ist.
Das
Verdienst des heiligen Thomas, über das wir sehr viel sagen könnten, ist
also das, den Geist der Theologie bestimmt zu haben gerade mit den Methoden,
die er von den heidischen Philosophen erhalten hatte. Er verweigerte sich
nicht den Neuheiten, die von der Kenntnis der Metaphysik des Aristoteles und
von der Kenntnis der arabischen und hebräischen Philosophen kamen, sondern er
überarbeitete alle positiven Ahnungen, die diese grossen Denker gehabt hatten,
in ein neues Wissen, weil wenn jemand die Wahrheit sagt, spricht in ihm der
Heilige Geist. Schließlich, wenn er heute sehen würde, wie die Kultur sich
auch mittels Internet verbreitet, wäre er mit Sicherheit enthusiastisch.
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