Zwei Theologien in Konfrontation:
der
heilige Bonaventura und der heilige Thomas.
Einführung
Das Ziel dieses
Absatzes ist es, einige fundamentale Konzepte zu beleuchten, die sich auf die
Gabe des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen beziehen gemäß zweier
Theologen des Mittelalters, die zwei entgegengesetzter Denk-Schulrichtungen im
XIII Jahrhundert darstellten: die des heiligen Bonaventura aus Bagnoregio (VI)
und des heiligen Thomas von Aquin (Roccasecca-
LT). Zwei Italiener also, die an der Sorbonne in Paris entsprechend an den
Franziskaner- und Dominikaner- Kathedern der Theologie unterrichteten. Zwei
unterschiedliche Schulen, eine sehr nah an den platonischen Gedanken, die andere
an jenen des Aristoteles, aber auch zwei Möglichkeiten die Fülle des
Mysteriums des Heiligen Geistes zu erleben, so sehr, daß die universelle Kirche
sie auf die Ehre der Altäre erhob und sie als Beispiele der christlichen Tugend
und des theologischen Wissens darstellte. Wegen eines kuriosen Zufalles der
Geschichte waren sie fast gleichaltrig (Bonaventura war 3-4 Jahre älter) und
starben im selben Jahr 1274. Wir werden versuchen auf einfache Art soweit wie möglich
das, was sie über die Gabe des Heiligen Geistes und über ihre Wirkung im
christlichen Leben sagen, darzustellen. Da es ein Thema von sehr breiten Tragfähigkeit
und fundamentaler Wichtigkeit ist, um das Leben im Geiste zu verstehen und zu
leben, werden wir uns auf die fundamentalen Konzepte beschränken, die dann
immer wieder aufgenommen, erneut vertieft und gemeinschaftlich vervollständigt
werden können. Halten wir uns
immer gegenwärtig, daß die großen Ergebnisse, die von den Theologen im
Mittelalter erreicht wurden, nur deshalb möglich waren, weil sie in der
Umgebung einer Gemeinschaft oder einer spirituellen Schule lebten. Das erlaubte
ihnen die Neuheiten die aus der Entwicklung der derzeitigen Kultur und
Wissenschaft hervorkamen nicht abzulehnen, sondern zu wissen wie sie diese in
das christliche Leben, in die theologische Reflexion und in die mystische
Kontemplation des Mysteriums, das sie vor Augen hatten einführen und mit der
Kraft des Geistes verwandeln konnten. Und auch wir sind heute aufgerufen die
gleiche Haltung gegenüber den Menschen zu haben, denen wir begegnen, den Orten
gegenüber, die wir frequentieren, der Gesellschaft und der Umgebung gegenüber
die uns umgibt, das heißt unser Leben in all seiner Vielschichtigkeit zu leben
und dabei dem Geist Gottes zu erlauben es zu verändern, auch durch unsere
eigene Person.
Die Gabe des Geistes in der Theologie vom
heiligen Bonaventura.
Es ist nicht
leicht die Theologie dieses spirituellen Meisters zu synthetisieren, da sein
Gedanke nicht den Buchstaben der Schemata der Scholastik folgt. So stellt er
sich häufig verstärkt symbolisch, anspielend, voll von Hinweisen dar und
leidet manchmal an fehlender Systematik, wenigstens jene die wir von unserer
aufklärerischen Mentalität her gewohnt sind. Wir werden also versuchen auf
eine moderne Art diesen Autoren zu interpretieren um ihn uns noch verständlicher
zu machen, und zwar durch zwei Momente, die Definition des Heiligen Geistes im
Bereich der Dreifaltigkeit und seine Aktion im Leben des Christen.
Die Person des Heiligen Geistes
Bonaventura hielt
in Paris zwischen dem 26. Februar und dem 8 April 1268 eine Reihe von
Konferenzen über die Gaben des Heiligen Geistes. Diese sieben Konferenzen oder
collationes nahmen genau den Titel von Collationes de septem donis Spiritus
sancti an. Diese fügten sich in das Bild der Polemik gegen Sigieri v n Brabante
(Belgier) ein, der, nachdem er einige Ideen des arabisch islamischen Philosophen
Averroè annahm und auf die christliche Theologie
anwandte, es zur Krise einiger Fundamente des christlichen Glaubens brachte,
wenn auch vielleicht nur im guten Glauben.
Für Bonaventura
ist Gott Vater die höchste Güte, und er will diese Güte an das gesamte
geschaffene Universum verbreiten, insbesondere an den Menschen. Nun kann diese Güte mittels Natur oder Willen verbreitet werden. In
der Brust der Heiligsten Dreifaltigkeit verbreitet sich die Liebe des Vaters mittels der
Natur durch die Zeugung des Sohnes, während sie sich mittels des Willens, das
heißt mittels Freigebigkeit [1],
in der Prozession des Heiligen Geistes verbreitet. Also will der heilige
Bonaventura die volle Freiheit der gegenseitigen Gabe des Vaters gegenüber dem
Sohne und des Sohnes gegenüber dem Vater unterstreichen. Diese Gabe erzeugt
eine Person, die aus dieser gegenseitigen Freiheit hervorkommt, nämlich die
Person des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist kann also in der ersten Instanz als Gabe bezeichnet
werden. Diese Person – Gabe – ist die Frucht aus dieser unendlichen
gegenseitigen Freiheit der Gabe des Vaters gegenüber dem Sohne und des Sohnes
gegenüber dem Vater. Der Heilige Geist kann also als die erste Gabe bezeichnet werden, die
gegenseitige Gabe in der Brust der Dreifaltigkeit, aber mit Pfingsten als Gabe an den Menschen, wieder geworden zum Sohne mittels der Taufe und Beteiligung
an dem Tod und an der Auferstehung des eingeborenen Sohnes Gottes 2.
Man kann also sagen, daß in diesem Sinne die Gabe des Geistes vom Vater mittels
(durch den Sohn) des Sohnes gegeben, im Sinne der Heilsgeschichte wird deswegen
der Heilige Geist nur nach dem Ostern des Christus und seiner Glorifizierung dem
Menschen geschenkt. Hier versucht der Heilige Bonaventura im positiven Sinne die
Reflexion der östlich christlichen Kirche (griechisch-orthodox) zu folgen und
zu interpretieren. Er bezieht sich auch auf den heiligen Augustinus, dessen grösster
Interpret des XIII Jahrhunderts er ist.
Sicherlich sind
es sehr komplexe Ideen und sie sind der Reflexionen bedürftig, jedenfalls legt
unser Bonaventura Wert darauf die absolute Unentgeltlichkeit dieser göttlichen
Gabe zu unterstreichen, die den Menschen verwandelt und ihn Jesus ähnlich macht,
einem vom Gott unendlich geliebten Sohn. Über den Begriff der Gabe und den
Begriff der Schenkung und um auf irgendeine Art die Person – Gabe des Heiligen
Geistes zu erklären verweise ich auf die Texte von Don Renzo Lavatori 3.
Die Wirkung des Heiligen Geistes im Menschen.
Der Mensch, die
von Gott geliebte Kreatur, von Ihm nach seinem Ebenbild erschaffen, hat
absichtlich diesen seinen göttlichen Abdruck mit der Sünde entstellt. Wir alle
tragen dieses Gewicht und seine Konsequenzen. Deshalb wird der Heilige Geist dem
Menschen geschenkt, der sich seiner Tat öffnet, um die menschliche Seele erneut
zu erschaffen, für eine neue spirituelle Schöpfung. Diese reformatio
beinhaltet den Einfluß seitens des Heiligen Geistes in eine
neue Form des Menschlichen Herzens. Die Gnade ist diese neue Form, diese neue
Art zu sein, die den Menschen befähigt seinen Weg in Richtung Gottes zu
beginnen. “Gratia est forma a Deo gratis data sine meritis, gratum faciens
habentem et opus eius bonum reddens. (Die Gnade ist die Form die unentgeltlich
von Gott ohne Verdienst gegeben wird und verwandelt dankbar jenen der sie hat
und verwandelt seine Taten in gute)4
.
Mit den Worten
des Heiligen Bonaventura können wir diesen ersten Moment, der am Anfang des
Lebens des Menschen geschieht, oder den Moment seiner Konvertierung als Erleuchtung
definieren. Dieser ist der notwendige Moment um den Weg zu Gott zu beginnen,
wie er das christliche Leben begreift und er ist eine ganz unvorhersehbare Gabe
der göttlichen Freigebigkeit, wie wir schon gesagt haben, der Moment der neuen
Schaffung des Menschens 5.
Es ist eine reine
Gabe Gottes, da der Mensch aus eigener Kraft diese Realität nicht erreichen
kann.. Es ist ein wahrer und wirklicher Übergang von der Sünde zur Gnade, vom
Zustand der Entfernung vom Gott zum Zustand des viator, das heißt zu
jenem der zu Gott geht.
In dieser neuen
Schöpfung werden dem Menschen sieben neue Tugenden und sieben Gaben des
Heiligen Geistes gegeben. Während die sieben Tugenden (theologische und
Kardinaltugenden) die Fähigkeit haben den christlichen Weg zu weisen und zu
berichtigen, haben die sieben Gaben des Heiligen Geistes die Funktion diesen Weg
zu erleichtern, expedire wie der Heilige selbst sagt 6.
Der zweite Moment ist jener der Läuterung, weil die Gaben des Heiligen
Geistes auch dazu
dienen, die Hindernisse, die unsere Fähigkeiten erschweren, zu vernichten und
um uns zur Kommunion mit Gott zu befähigen 7.
Diese Gaben wären nicht so notwendig für den Menschen und für seine ewige
Errettung wie die Tugenden, somit bezeugen sie noch die göttliche Freigebigkeit
und gerade diese sind genannten Gaben, die dem Heiligen Geist zugeschrieben sind,
die erste Gabe 8.
Der dritte
Moment, der immer noch diesem spirituellen Weg angehört ist jener der Perfektion,
die man auf beständige Weise in der ewigen Kommunion mit Gott haben wird, die
man aber gerade auch durch die Aktion des Heiligen Geistes in bestimmten
Momenten von dem Menschen, der sich fügsam der Inspiration und dem Licht überläßt,
die ihm der Heilige Geist schenkt, sei es durch das Gebet, sei es durch die
gemeinschaftliche Gegenüberstellung sei es durch das Zuhören von Gotteswort
erreichen kann. Es ist notwendig zu unterstreichen, daß diese drei Momente des
geistigen Weges mitanwesend sind, und daß sie sich häufig wiederholen, auch
wenn es in dem Plan der Geschichte eines jeden einen Moment der Erleuchtung,
einen Moment der Läuterung gibt, und es auch einen der Perfektion geben wird,
der mit der mystischen und effektiven Kommunion mit
Gott übereinstimmen wird. Wir können also sagen, daß die Theologie von
Bonaventura über den Heiligen Geist, eine Theologie ist, die seitens des
Menschen gesehen wird, da diese wie ein mystischer Weg ist, deren Ziel die
Kontemplation der Dreifaltigkeit, die Liebe und ewige Seligkeit ist. „es
ist notwendig, daß da wo die Seligkeit ist, auch die höchste Liebe ist...
es ist
mit dieser Liebe, mit der der Vater den Sohn liebt, und es ist ein unendliches
Brennen… wie aus-fliessend und Aus-Fluss in den Sohn, wie Rück-Fluss in den
Heiligen Geist“9.
Die Gabe des Geistes in der Theologie vom
heiligen Thomas von Aquin
Im Gegensatz zum
heiligen Bonaventura, erscheint der Gedanke von Thomas fast schon bis zu seinen
ersten Ausdrücken geformt, auch wenn heute eine gewisse Evolution zugegeben
wird. Die Größe des heiligen Thomas, der die Lehre vom heiligen Bonaventura in
Genauigkeit und in spekulativer Technik zu übertreffen wußte, liegt an der
neuen Art seines Unterrichts, der vollständig in die biblische, patristische,
kirchliche Tradition eingefügt ist, die aber auch
fähig ist die Neuheiten zu nutzen, die die Entdeckung der aristotelischen
Philosophie brachten. Wilhelm von Tocco, drückt in seiner Erzählung des Lebens
des Thomas diese Neuheit sehr gut aus.
“In
seinen Lektionen führte er neue Absätze ein und mit neuen Argumenten löste
er Fragen auf eine neue und viel
deutlichere Art. In der Folge, konnten alle
die ihn diese neuen Thesen lehren hörten
und sahen, wie er sie mit neuen
Methoden anwandte, nicht zweifeln, daß
Gott ihn mit einem neuen Licht
erleuchtet hatte: kann man tatsächlich
überhaupt neue Meinungen lehren oder
schreiben, wenn man keine neue
Inspiration vom Gott erhalten hat?”10.
Welche ist aber
diese große Neuigkeit, die aus dem heiligen Thomas den gemeinsamen Doktor der
Kirche gemacht hat, welche Neuigkeit macht aus ihm heute noch einen der größten
Theologen und Philosophen aller Zeit? Wir werden es gemeinsam entdecken, indem
wir genau auf eine zusammengefaßte Art die Gabe des Heiligen Geistes studieren
so wie es in einigen der berühmtesten thomistischen Schriften geschrieben steht.
Die Person des Heiligen Geistes
In Antwort (jedoch
immer ohne Polemik) auf das augustinische Konzept von Bonaventura, sieht Thomas
Gott vor allem als „Subjekt“, das heißt als Thema des Studiums der
Theologie: ein solches Studium ist möglich sei es durch die kreatürliche
Verbindung sei es durch die Heilsgeschichte selbst. Der Mensch nämlich ist
ontologisch in der Lage Gott zu kennen und dieses Kennen kann
einen Samen der Wahrheit haben, wie die Suche der heidnischen Philosophen wie
Plato, Aristoteles oder Plotin beweist. Dieses ist auch für die Struktur der
Heilsgeschichte selbst möglich geblieben, mit der wir mit Sicherheit Gott
kennenlernen können, da er sich uns zu erkennen gab. Nun der Entwurf der
Heilsgeschichte besteht aus einer im Kreis verlaufenden Bewegung, die ihren
Anfang in der ursprünglichen Liebe des Vaters hat, von dem alle Dinge mittels
Schöpfung stammen und die das Ziel der ewigen Seeligkeit und Rückkehr zum
Vater selbst hat, ermöglicht durch das Ostern Christi und den Ausfluß des
Geistes. Das Thema Emanation- Rückkehr wurde den Schriften der
Philosophen des Altertums entnommen (Plotin) und im Commento alle sentenze
von Pietro Lombardo wiederaufgegriffen, und auch in der berühmten Summa
Theologiae, weil dieses Schema, bevor es philosophisch oder theologisch wurde,
ein biblisches Thema war, welches die göttliche Offenbarung betrifft. Die größte
Neuigkeit besteht in der Tatsache, daß diese kreisförmige Bewegung, welche in
der Schöpfung (die natürliche Ebene) anwesend ist, dem göttlichen
dreifaltigen Leben (die übernatürliche Ebene) entspricht und ihr Bildnis ist.
Die Schöpfung, diese Bewegung der Emanation, hat als Entsprechung die ewige
Zeugung des Sohnes,
während die Rückkehr zum Vater den Hauch des Heiligen Geistes als Entsprechung
hat.
Für den heiligen
Thomas ist also die Zeugung des Sohnes eine Tat, die den göttlichen Intellekt
betrifft und als Entsprechung die Weisheit hat, die in der Schöpfung erstrahlt,
das schöpferische Wort; der Hauch des Heiligen Geistes ist eine Tat die
die wechselseitige Liebe zwischen Vater und Sohn betrifft und als
Entsprechung die Bewegung aller Kreaturen, auf besondere Weise die des Menschen,
in Richtung auf Gott hat, weil in dieser ein Anstoß besteht, sei es unbewußt
aber wirklich, in Richtung zur ewigen Liebe welche der Vater ist. Mit dem Ostern
Christi wird der Heilige Geist über jeden Menschen als Gabe ausgebreitet und
die Liebe für den Vater, ein Bild der
ewigen Liebe des Sohnes Jesus für den Vater, wird zum bewussten Anstoß der Rückkehr.
Der Heilige Geist ist also die Person Liebe die sich im Herzen des Menschen
verbreitet und macht ihn vollkommen fähig die Liebe des Vaters zu entdecken und
diese aufzunehmen, sich hinzugeben und diese Liebe als Sohn zu erwidern. Die göttliche
Natur und der göttliche Wille können sich folglich,
gemäß dem heiligen Thomas, mit der Liebe identifizieren, gemäß den Worten
des Johannes „Gott ist Liebe“.
Die Aktion des Heiligen Geistes im Menschen
Eine erste von
Thomas dem Heiligen Geist als Person – Liebe zugeschriebene Aktion ist die Kenntnis
von Gott. Tatsächlich, man kann nicht etwas lieben, das man nicht kennt”11
, und deshalb kann man Gott nur dann lieben, wenn man ihn kennt. Nun gibt es
drei Möglichkeiten die Wirklichkeit zu kennen, eine sinnliche, eine rationale,
eine spirituelle. Jene sinnliche betrifft die
physische Welt und auch den Menschen als Kreatur. Dagegen was Gott anbetrifft
ist dieses das negative Moment (apofatische) des Kennens, da wir Gott
weder sehen noch berühren können. Jene rationale betrifft das
Kennen der sinnlichen Realität geordnet nach der Wissenschaft oder - bezogen
auf den Menschen - auch die Wissenschaften, die seinen immateriellen Anteil
betreffen : die soziologischen, anthropologischen, psychologischen und
philosophischen. Was Gott anbetrifft gibt es die Möglichkeit eines rationellen
Kennens, durch das man Gott durch die Philosophie als Ursache und Zweck aller
Dinge erkennt, dieses ist ein erster positiver Moment. Aber es gibt ein noch
viel tieferes Kennen, das ist das spirituelle Kennen, das zwischen zwei
Personen entsteht,
wenn die eine der anderen ihr ganzes Wesen, ihre Gedanken, ihre Pläne und ihre
Gemeinschaft der Liebe und Freundschaft offenbart. Dieses Kennen ist zwischen
den Menschen möglich, wenn der freie Wille da ist, sich dem anderen zu geben,
ohne Angst, ohne Plan und wenn der freie Wille zu empfangen da ist, den anderen
als Gabe zu lieben, ohne Vorurteile oder Schemata irgendeiner Art. Nun ist
dieses Kennen vor allem typisch für die drei göttlichen Personen. Der Vater
kennt den Sohn im Heiligen Geiste und schenkt sich ihm gänzlich, der Sohn kennt
den Vater im Heiligen Geiste und auch er bietet sich selbst ganz dem Vater an.
In der heiligsten Dreifaltigkeit ist der Geist eine Person die als Vermittler
eintritt, falls wir es so sagen können. Nun ist die Neuigkeit,
daß auch der Mensch eine Kenntnis von Gott haben kann, und sei es auf eine noch
unvollkommene Weise auf dieser Erde, die die ersten zwei Stufen übersteigt und
zur spirituellen Kenntnis wird, aber dies wird nur möglich durch eine sehr
subtile und sensible Aktion des Heiligen Geistes, der im Herzen des Menschen
verbreitet ihn fähig macht, die göttliche Eigenoffenbarung
zu empfangen. Zu diesem Punkt wird uns Gott nicht mehr einfach als ein Wesen
bekannt sein das unsere Sinne transzendiert oder als Ursache und Zweck aller
Dinge, sondern als Vater der uns, seine Kindern, seine Liebe mitteilen
will. Aber um diese wunderbare Wirklichkeit zu kennen ist die Aktion des
Heiligen Geistes notwendig, weil wir mit den menschlichen Kräften nur eine
verworrene und partielle Kenntnis Gottes haben würden. Somit ist der Geist
die öffnende
Gabe zur Kenntnis des Mysteriums eines Gottes der vor allem Person ist und
die des Mysteriums der Menschen, die diese Kenntnis empfangen oder ablehnen
können.
Ein zweiter
Aspekt der Aktion des Heiligen Geistes im Menschen, gemäß der thomistischen
Perspektive, ist jener, derjenige zu sein, der dem Menschen hilft auf seinem Weg
zur Rückkehr zum Vater. Der Mensch als Kreatur ist schon vorbereitet auf diesen
Weg, aber der Heilige Geist regt uns mit seinen Ratschlägen an den Weg nicht zu
verfehlen und gibt uns die Kraft diesen Weg
viel schneller und zügiger zu schaffen. Es ist wie der Unterschied zwischen
einem Ruder- und einem Segelschiff. Dieser geistige Hauch stößt unser
Schiffchen in Richtung des sicheren Ziels, welches die Verbindung mit dem Vater
ist: es ist nicht nötig zu rudern oder die richtigen Winde zu suchen, es reicht
sich dem Hauch des Heiligen Geistes zu überlassen, der unsere Seele
erfüllt und in Richtung des Hauses des Vaters segeln lässt. Viele Philosophen
des Altertums und auch viele Menschen von heute mühen sich Tag für Tag mit
Anstrengung und vielen Mißerfolgen ab auf der Suche nach einer Straße, die
ihren Bedürfnissen nach Liebe und Frieden entsprechen. Nun die Aktion des
Heiligen Geistes, wenn man ihr folgt, ist fähig gerade diese Anstrengung enorm
zu erleichtern, unseren Weg erleuchtend wie ein Kompaß und uns vorwärts stoßend
in Richtung des gewünschten Zieles, die Verbindung mit Gott, seine Freundschaft,
denn es ist gerade so daß „es ist die Eigenart von Freunden die Verbindung
wiederzusuchen”12
.
Ein letzter
Aspekt, mit diesem verbunden, ist jener der Gaben des Geistes. Diese sind
unterschiedlich und verteilt an jeden für sein persönliches Wohl (die sieben
Gaben, die Tugenden, die Mächte oder persönliche Möglichkeiten) oder für das
Wohl der Kirche (Charismen). Nun ist es die Charakteristik der Gaben des Geistes
nicht in einen Geldschrank eingeschlossen zu werden, aber tatsächlich spiegeln
sich diese durch die Herkunft vom Heiligen Geist, der als persönliche
Charakteristik den Vater und den Sohn in Verbindung zu bringen hat, auch
unwissentlich, in den Menschen wieder, auf die Weise, daß sie in Verbindung
miteinander treten und somit dafür sorgen können, daß allen geholfen werden
kann, sie ermuntert und angeregt werden, gemeinsam in Richtung des Zieles zu
gehen, welches das Haus des Vaters ist. Diese beziehen also alle Personen mit
ein, mit denen sie in Berührung kommen, aber auf eine besondere Weise,
manifestieren sich diese tatsächlich, wie es für Jesus war, in der Schwäche
der menschlichen Natur: nur der Glaube kann hinter den Personen die
Erneuerungsaktion des Heiligen Geistes entdecken lassen. Diese sind notwendig um
den Menschen ihr letztes, transzendentales, übernatürliches Ziel entdecken zu
lassen, etwas unmögliches für nur menschliche Kräfte, wie der heilige Thomas
so zutreffend unterstreicht 13.
Deshalb hält der
heilige Thomas die Gabe des Heiligen Geistes für eine objektive Größe
und seine Theologie des Heiligen Geistes kann als von Gottes Seite
gesehen bezeichnet werden. Im Sinne, daß er in der Lage war, mit der Kategorie
der Zeit, die natürliche und übernatürliche Größe, die historische
und metaphysische Größe ins Gleichgewicht zu bringen, hat er besonders im
mystischen Schlüssel die Theologie des heiligen Bonaventura übertroffen. Die göttliche
Offenbarung ist nicht mehr nur äußerlich für den Menschen sondern sie
ergreift vollständig das Sein, da es von Gott erschaffen und somit in der
Essenz gut ist, auch wenn wir Sünder sind. Das Überraschendste an Thomas ist
es, daß er um seine großen theologischen Intuitionen darstellen zu können,
sich der technischen und wissenschaftlichen Sprache der heidnischen Philosophen
bedient hat, und in diesen eine Fähigkeit zur Wahrheit erkannt hat, die
jenseits deren Unwissenheit der Offenbarung lag.
Abschluß
Wir haben einen
schnellen Exkurs in einige der meist auffallenden Aspekte der thomistischen und
bonaventuristischen Theologien unternommen. Nachdem wir dies gesehen haben, können
wir die verschiedenen Ansätze der beiden Theologien noch mit Hilfe der zwei
beigefügten Zeichnungen bestätigen, die kurzgefaßt die beiden Theologien
aufzeigen sollen. Diese können gerade für didaktische Zwecke nützlich sein
und um intuitiv die Gegenüberstellung, die wir uns vorgenommen
haben, zu beleuchten. Man kann sicher nicht davon ausgehen alles gesagt zu haben:
tatsächlich ist das Mysterium sehr groß, das uns gegenübertritt, und eben so
groß sind die Überlegungen, die in diesem Zusammenhang die zwei großen
Theologen zu haben in der Lage waren. Mir bleibt nur mir und dem Leser dieses
kleinen Essays zu wünschen immer den Heiligen Geist aufnehmen zu können, der
uns als Gabe im Überfluß eingegeben wurde und daß diese kurzen Überlegungen
falls sie vom Heiligen Geist inspiriert wurden, so vielen Menschen, Gott zu
Gefallen, erreichen mögen. Möge die unendliche Macht des Geistes Gottes diese
meine Bitte erfüllen.
[1]
I Sent. d.10, a.1,
q. 1, f.5
2
I Sent, d.18, q.3, f.3
3 LAVATORI R. , Lo Spirito santo dono del Padre e del Figlio; Il dono di Dio, tutti editi dalle Ed. Dehoniane, Bologna.
4 II Sent, d.26, db.2
5 Questo termini sono desunti dal trattato di spiritualità De triplici via, mentre il concetto di vita cristiana come cammino è espresso magistralmente nel celeberrimo “Itinerarium mentis in Deum”.
6 Coll. 1, n.17
7 BIGI C. V., Studi sul pensiero di S. Bonaventura, ed. Porziuncola, S. Maria del Fiore, Assisi 1988
8 III Sent., d.34, p.1, a.1, q.1.
9 BIGI C.V. ( a cura di), San Bonaventura, La sapienza cristiana; Collationes in Hexaemeron, tr. it., ed. Jaca Book, Milano 1985
10 DI TOCCO G., Vita S. Thomae Aquinatis auctore Guillelmo di Tocco, in Fontes Vitae S. Thomae Aquinatis notis historicis et criticis illustri, ed D. Prummer e M. H. Laurent, Tolosa 1911- 1937.
11 Cont. Gent. L. IV, c. 19, tr.it. a cura di T. S. CENTI, ed UTET, Torino 1984.
12
ibid.,
c.19.
13
Summa Theol., I-II, q. 68, aa. 1-2.