Der Geist der Pilgerbewegung:
Die Kreuzzüge

 

 


Mit dem Begriff „Kreuzzüge“ werden heute eine Reihe von militärischen Expeditionen der Westeuropäer nach Palästina benannt, die nicht nur die Befreiung der heiligen Stätten von der Macht der Araber und Türken im Sinn hatten, sondern auch um Landeroberungen zu Gunsten des an der Expedition partizipierenden Adels festzulegen, insbesondere, des fränkischen aber auch
des deutschen und italienischen Adels. Aber der Begriff „Kreuzzug“ ist später entstanden als das Gefühl und der Geist der Menschen des Mittelalters und er wird deshalb so bezeichnet, weil die Beteiligten auf der Pilgerfahrt in das Heilige Land das Kreuz als Symbol hatten. Unsere Sicht der Kreuzzüge ist in diesem Sinne mehr eine Kreation von Torquato Tasso und seines Werkes: das
befreite Jerusalem als die des Mittelalters. Bei der Betrachtung des Geistes der Expeditionen nach Palästina ist es also notwendig folgendes zu unterscheiden, die militärische Ebene, bestehend aus flüchtigen Eroberrungen und eine Vielzahl von Massakern und Blutvergiessen seitens aller Beteiligten und jener rein Spirituellen Ebene. Die erste, erscheint in unseren Augen
verabscheuungswürdig und sinnlos während die zweite sehr interessant ist, da sie uns eine bestimmte Mentalität zeigt mit der wir uns auf dieser Seite beschäftigen wollen. Jedenfalls handelt es sich um ein sehr komplexes Phänomen in dem sich politische, religiöse, ökonomische, soziale und kulturelle Fakten überkreuzen.

Es ist bedeutungsvoll, daß die Chronik der Zeit niemals von „Kreuzzügen“ spricht. Die Chronisten erzählen tatsächlich die Expeditionen der westlichen Ritter als ob sie Pilgerfahrten wären, die jenseits des Meeres, in das Land Christi (passagium per transmarinis partibus) gemacht wurden. Und tatsächlich war es für viele Pilger, die Jerusalem aufsuchten, eine höchst gefährliche
Reise, die Monate und Monate dauerte und wo die Sicherheit nach Hause zurückkehren zu können nicht gegeben war. Der Wunsch nach einer Vereinigung mit Christus, nach Gleichstellung des eigenen passagium mit Seinem war aber so groß, daß viele in dem Heiligen Land blieben und sich dort begraben ließen. Sie reisten also ohne die Gewissheit eines Wiederkehrens, mit einem bemalten Kreuz auf der Tunika, das wie ein Passierschein wirkte. Die Pilger durften
tatsächlich von keiner Autorität angefasst werden, da sie unter dem Schutz des Papstes standen. Auch als die Basilika des Heiliges Grabes vernichtet wurde und Urban der II in Clermont (1095) die erste Kreuzfahrt ausrief, war diese Expedition hauptsächlich als Pilgerfahrt gedacht um sich mit dem Kreuz zu vereinigen.

                                                                       

Ritter der vor der ersten Schlacht betet

 

 

Die Ritter, die an der Schlacht teilnahmen, beteten und fasteten vor ihr, da der Kampf nicht nur gegen einen militärischen Gegner sondern insbesondere gegen einen spirituellen Feind war und sie taten es zugunsten der Pilger, die sich unter der Herschafft der Türken in einer üblen Lage befanden. Das Gefühl des Kreuzes kann dargestellt werden als der Wunsch das eigene Leben für den Glauben zu opfern, ähnlich dem Heiland.

Das Antlitz auf dem Grabtuch

Der heilige Bernhard von Clairvaux vertrat die Idee, Mönche und Kämpfer in einem Orden zu vereinen. So entstanden die militärischen Orden: der Templer, der Deutschen Ordensritter, des Ritterordens von St. Johannes vom Hospital zu Jerusalem (später dann der Malteserorden genannt, er existiert heute noch). Diese Orden verteidigten mit gewaltigen militärischen Bauwerken das Heilige Land, bauten die Stätten des Lebens Christi wieder auf und versuchten die Pilger zu schützen. Wenn es deshalb auch zu verurteilende Fälle und Verhalten
gegeben haben mag, es gab auch Personen, die ehrlich versuchten der Kirche und den Pilgern gemäß ihrem Glauben zu dienen.

Der Krak des Chevaliers, Burg der Malteser Ritter in S. Giovanni di Acri

 

 

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